Wer genießt nicht gerne die strahlende Sommersonne? In unserer aktuellen Klimakrise sehen wir jedoch, dass eine pausenlos scheinende Sonne auch Nachteile hat: Hitzewellen, ausbleibender Regen und Missernten zum Beispiel. Das ist heute so und war in der Vergangenheit nicht anders.

Doch wie haben es frühere Gesellschaften geschafft, diese natürlichen Klimakrisen mit ihren begrenzten Möglichkeiten zu überstehen? Das wollen wir im SFB 1266 herausfinden.

Klimakrisen – heute und damals

Die aktuelle Klimakrise ist eine der Herausforderungen unserer Zeit. Steigende globale Temperaturen begünstigen das Auftreten von Dürreperioden oder Extremwetter-Ereignissen. Weltweit leiden immer mehr Menschen darunter und fliehen aus besonders betroffenen Gebieten. Bis zum Jahr 2050 könnten so bis zu 143 Millionen Menschen zu Klimaflüchtlingen werden.

In der Vergangenheit gab es natürliche Klimaereignisse, die sich durchaus mit der aktuellen Klimakrise vergleichen lassen. Insbesondere stechen hier Klimaereignisse zwischen 2.200 und 1.500 Jahren v. u. Z. heraus, deren Auswirkungen nahezu auf dem gesamten Globus spürbar waren. Besonders stark wirkten sie sich jedoch im Mittelmeerraum aus.

Klimakrisen in der Bronzezeit

Unsere Forschungen zeigen, dass der Süden der Iberischen Halbinsel während der Bronzezeit von drei Klimakrisen erschüttert wurde. Zunächst kam es mit Beginn der Bronzezeit um 2.200 v. u. Z. zu einem starken Rückgang der winterlichen Niederschläge. Später litten vor allem Menschen im Südosten unter extrem trockenen Sommern. Regen war dort zwischen 2.000 und 1.800 v. u. Z. eine Seltenheit und die ohnehin trockenen Sommermonate dehnten sich teilweise von Mai bis September aus. Anschließend kam es um 1.600 / 1.500 v. u. Z. erneut zu einem dramatischen Rückgang der winterlichen Niederschläge.

  • Exkurs

    Rekonstruktion jahreszeitlicher Niederschlagsänderungen in der Bronzezeit

  • Um vergangene Niederschläge zu rekonstruieren, suchen wir nach geeigneten Archiven. In der Regel sind das Sedimentkerne – aber auch Tropfsteine aus Höhlen. Diese Archive werden dann nach aussagekräftigen Indikatoren untersucht. Indikatoren zur Rekonstruktion von Niederschlägen gibt es etliche.

  • Auf der Iberischen Halbinsel nutzen wir als Niederschlagsindikator unter anderem Pflanzenpollen. Pflanzen reagieren empfindlich auf Klimaschwankungen, daher sind solche in der Artenzusammensetzung der Pollenspektren sichtbar. Beispielsweise werden bestimmte Baumarten durch langfristig ausbleibende Regenfälle zurückgedrängt.

  • Ein anderer Indikator, den wir benutzen, um Niederschläge zu rekonstruieren, ist die Menge an Landmaterialien wie Pflanzenresten, die wir in marinen Sedimentkernen finden. Diese Pflanzenreste sind zu großen Teilen über die Flüsse in das Meer gespült worden, die bei hohen Niederschlagswerten mehr Material transportieren.

  • Die Rekonstruktion jahreszeitlicher Änderungen basiert auf heutigen Zusammenhängen die sich auf die Bronzezeit übertragen lassen. Die Regensaison auf der Iberischen Halbinsel reicht von Oktober bis März. Dann produzieren viele Bäume ihre Pollen und Flüsse transportieren mehr Landmaterial als im Sommer.

Mögliche Klimaflucht und ihre Herausforderung

Die Menschen im Südosten der Iberischen Halbinsel blieben trotz dieser großen Herausforderungen also definitiv dort, wo die Sonne schien. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass Gruppen im Südwesten zur gleichen Zeit vor der Sonne flüchteten – vielleicht wurden sie sogar Teil der El Argar.

Ob begünstigt durch Zuwanderung oder nicht – die El-Argar-Gesellschaft wuchs rasch. Daher mussten in einer grundsätzlich trockenen Region immer mehr und mehr Menschen ernährt werden. So führte der dramatische Rückgang der winterlichen Niederschläge um 1.600 / 1.500 v. u. Z. unweigerlich zum Zusammenbruch der El-Argar-Gesellschaft. Auch der noch intensivere Anbau von Gerste half nicht mehr und die Region wurde um 1.500 v. u. Z. größtenteils verlassen.

  • In der El-Argar-Gesellschaft wurden die Toten in kleinen Gräbern innerhalb der Wohnhäuser bestattet.

  • Exkurs

    Hinweise auf Klimaflucht auf der südlichen Iberischen Halbinsel in der Bronzezeit

  • Die Menschen der Bronzezeit haben ihre Erfahrungen leider noch nicht niedergeschrieben. Daher müssen wir uns bei der Frage nach einer möglichen Klimaflucht erneut auf Indikatoren verlassen. Davon gibt es immerhin ein paar.

  • Die Verteilung von Radiokarbondatierungen zeigt uns, dass sich mit Einsetzen der Klimakrise um 2.200 v. u. Z. die menschliche Aktivität auf der südlichen Iberischen Halbinsel von der Atlantikküste an die Mittelmeerküste verlagerte. Dies könnte durch eine Migrationsbewegung erklärt werden.

  • Darüber hinaus zeigen Arbeiten von internationalen Forschungsgruppen, dass in der El Argar-Kultur in der Tat ein Teil der Menschen aus anderen Regionen stammen. Dies lässt sich zum Beispiel aus Strontium-Isotopen oder alten DNA-Resten von menschlichen Knochen herleiten.

Ausgrabung

  • Student:innen der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel bei der geomagnetischen Prospektion des Grabenwerkes Monte da Contenda (Portugal).

  • Ausgrabung des großen Grabenwerkes Perdigões (Portugal).

  • Ausgrabung des großen Grabenwerkes Perdigões (Portugal).

  • Ausgrabung des großen Grabenwerkes Perdigões (Portugal).

  • Bohrung von Sedimentkernen zur Klimarekonstruktion nahe Sevilla.

  • Bohrung von Sedimentkernen zur Klimarekonstruktion nahe Sevilla.

Klimaflucht Heute

Ein globales Problem

Die Klimaflucht ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Auf nahezu allen Kontinenten fliehen Menschen vor Extremwetter-Ereignissen, Dürren oder dem steigenden Meeresspiegel. Betroffen sind hier vor allem Menschen in Afrika, Asien, Südamerika und dem Pazifik. Doch auch in Europa gibt es jedes Jahr neue Hitzewellen, Waldbrände oder Überschwemmungen wie zuletzt 2021 im deutschen Ahrtal.

Der übergeordnete Auslöser ist schnell gefunden: Die steigenden Emissionen von Treibhausgasen wie Kohlendioxid oder Methan fördern die globale Erwärmung. Diese setzt dann eine Kettenreaktion in Gang. Der Meeresspiegelanstieg und Extremwetter-Ereignisse führen zu Überschwemmungen. Dürren und Hitzewellen sorgen für Missernten und Hitzetote. Wollen wir den Klimaflüchtlingen helfen, müssen wir die Klimakrise bekämpfen.